Bedeutende Schlossanlage auf einem natürlichen Hügel, mit zwei Schlosstrakten von 1515-1520, die zusammen mit dem Wehr- und Wohnturm des frühen 13. Jh. (siehe Schloss 1) einen Hof umstehen. Sie erhebt sich über einem Teil des spätrömischen Kastellareals von Arbor Felix, welches auch die St. Martins-Kirche und die Galluskapelle umfasst und durch zahlreiche Mauerabschnitte sowie Fundamente von Rund- und Ecktürmen dokumentiert ist (vgl. Gallusgasse D15). Erste urkundliche Erwähnung einer Schlossanlage bereits 720 (St. Galler Klosterchronik). Besitz des Bistums Konstanz, Lehen an die Herren von Arbon. 1822-1907 Sitz der Seidenband-Weberei Stoffel, 1911-44 im Besitz der Firma Saurer, danach der Stadt Arbon.
Die beiden spätgotischen, zusammengebauten Schlosstrakte des "Hinteren Schlosses" wurden zusammen mit dem rechtwinklig angefügten "Vorderen Schloss" (= Schloss 4) 1515-20 durch den Konstanzer Bischof Hugo von Hohenlandenberg erbaut und im 17./18. Jh. durch den ostseitigen Zwischenbau ergänzt (= Schloss 2).
Das Vordere Schloss zeigt sich als regelmässig befensterter Giebeldachbau mit Treppengiebeln und Eingangspartie an der hofseitigen Giebelfront. Es diente als Gesindehaus mit Küche und Vorratskammer im Erdgeschoss. 1807 richtete Franz Xaver Stoffel eine Eisenwarenhandlung ein. 1903-09 durch Architekt Severin Ott für Adolf und Alfred Stoffel im neugotischen Stil umgebaut. Die seeseitige Fassadenfront ist daher durch Elemente des Historismus gekennzeichnet, durch einen Erker- und Verandenvorbau, welcher auf Arkaden aus Natursteinquadern steht, sowie durch einen achteckigen Treppenturm mit Zinne. Dendrochronologische Datierungen: Keller, EG, 1. Stock, Dachstuhl: 1515/16. EG: 1714/15. 1. Stock: 1812/13.
Im Hof mehrfigurige Plastik von Ivo Soldini. Vor dem Schlossaufgang drehbare Bronzeplastik von Max Örtli, St. Gallen ("Durchsicht" = auf die Fachwerkhäuser der Untertorgasse).
Die spätmittelalterliche Schlossanlage ist - zusammen mit dem viel älteren Wehr- und Wohnturm - ein hervorragendes Baudenkmal; Wahrzeichen von Arbon in exponierter Lage zwischen Kirche und Altstadt.
Dokumentation: Brandkataster Staatsarchiv TG. - Arbon. Hinweisinventar alter Bauten und Ortsbilder im Kanton Thurgau. Hg. Amt für Denkmalpflege (Kartei im Amt für Denkmalpflege mit zusätzlichen Fotos). Frauenfeld 1989. - Müller, Ernst (Hg.). Der Thurgau in alten Ansichten. Frauenfeld 1992. Nr. 35ff. - Kulturschätze im Thurgau entdecken und erleben. Bearbeitet von Cornelia Stäheli. Fotos von Rolf A. Stähli. Frauenfeld 2003, S. 37/38. - Amt für Denkmalpflege, Budget-Berichte 1978, S. 13ff., 1996, S. 17f. - Geisser, Hans. Geschichten erzählen Geschichte. Ein Streifzug durch Arbons Vergangenheit. Arbon 2005. S. 72ff., 76, 114, 239. - Thurgauer Jahrbuch 1931. Kreuzlingen 1931. S. 43ff., 60. - Brem, H.J., Bürgi, J., Roth-Rubi, K. Arbon-Arbor Felix. Das spätrömische Kastell. Archäologie im Thurgau I. Frauenfeld 1992. S. 17, 61. - Dendrochronologischer Bericht vom 24.07.1992. Laboratoire Romand de Dendrochronologie, Moudon. Archiv des Amtes für Denkmalpflege. - Schmitt, Günter. Schlösser und Burgen am Bodensee. Band III Süd, S. 107ff. - Finke, Heinz / Vogel, Wolfram. Dem See nah sein, Schlösser, Burgen, Landsitze rund um den Bodensee. Konstanz 1991, S. 150-154
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