Geschlossene, grossstädtische Überbauung durch Severin Ott aus den Jahren 1903-05 (Postgasse 8/10/12, Turmgasse 4, Metzgergasse 3/5/7/9). Die Gebäude sind Teile einer grossartig angelegten, stilistisch einheitlich gestalteten, trapezförmigen Geviertbauung mit zentralem Innenhof. Verputzte, fünfgeschossige Backsteinbauten mit hohen, variierenden Sockeln in Rustikaquaderung. Mansardendächer mit unterschiedlichen Dachausbauten. Die Gebäude unterscheiden sich in den reichen Detailformen der Jugendstilornamentierung, ordnen sich aber einem Gesamtentwurf unter. - Repräsentativer Hauptbau ist das ehemalige Postgebäude (Postgasse 12), mit durchgehender Rustizierung der Fassaden, abgeschrägter Ecke mit Eckturm und geschweifter Kuppel mit hohem Laternenaufsatz, eingerahmt von zwei hohen Giebelaufsätzen. Die Rustizierung nimmt an den weiteren Gebäuden der Post- und der Turmgasse stockwerkweise ab, wobei die unteren beiden Geschosse immer durch die Rustika-Quaderung ausgezeichnet bleiben. Alle abgeschrägten Eckgebäude sowie die Einfahrt zum Hof sind durch besondere Ecklösungen ausgezeichnet (Turmaufsätze mit Zinnenkranz, Ecktürme mit geschweiften oder pyramidenförmigen Kuppelaufsätzen). Als Hauptfassade des gesamten Baublocks ist die Fassadenabfolge gegen die Promenadenstrasse gestaltet, mit erkerartigem Mittelrisalit und bekrönendem Fachwerkquergiebel. - Bei aller Blockhaftigkeit zeichnen sich die Gebäude durch einen grossen Detailreichtum aus: variierte Schaufenster- und Fensterrahmungen in Sandstein, teils gekehlt und in historisierenden Formen; Zwillings- und Drillingsfenster, teils gestaffelt angeordnet, mit gotisierenden Rahmungen; unterschiedliche Erker- und Balkonformen. Grosser Motivreichtum an Jugendstiltüren und Balkongittern von hoher Qualität. - Der grossstädtisch anmutende Gebäudekomplex am Rand der südlichen Altstadt zeugt von der industriellen Blütezeit um 1900. Mit Post, Telephon- und Telegraphenamt (bis 1978), Thurgauischer Hypothekenbank (bis 1912) und Schweizerischer Bodenkreditanstalt (bis 1916) eines der frühesten städtischen Dienstleistungszentren im Thurgau. Renoviert 1996/97 mit Beiträgen der Denkmalpflege.
Dokumentation: Arbon. Hinweisinventar alter Bauten und Ortsbilder im Kanton Thurgau. Hg. Amt für Denkmalpflege (Kartei im Amt für Denkmalpflege mit zusätzlichen Fotos). Frauenfeld 1989. - Geisser, Hans. Geschichten erzählen Geschichte. Ein Streifzug durch Arbons Vergangenheit. Arbon 2005. S. 178ff., 247. - Bauen im Thurgau. Architekturlandschaft des 20. Jahrhunderts. Hg. Hochbauamt des Kantons Thurgau. Sulgen / Zürich 2003. S. 86. - Amt für Denkmalpflege, Budget-Berichte 2000, S. 15-18.
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