Hinweisinventar Bauten

Daten Amtliche Vermessung
Gemeinde Arbon
Ortsgemeinde 1970 Arbon
Siedlung Arbon
Flurnamengebiet Arbon
Namenbuch Oberi Müliwis, Arbe, Lättli, Innere Brüel, Aach, Chirchewis, Täschgarte, Stettli, Bildgarte
Strasse Bahnhofstrasse 7
Assek-Nr. 07/1-0027
Parzelle 1
Schutzziele
Schutzziele Eigenwert: Zu erhalten und zu pflegen ist die Substanz des Gebäudes, das im Äusseren von herausragender und im Inneren von überragender kirchengeschichtlicher Bedeutung ist. Substanziell zu erhalten sind im Äusseren die für den Gesamtbau charakteristischen Konstruktions- und Gestaltungselemente. Substanziell zu erhalten sind im Inneren die historischen Oberflächen und Ausstattungselemente in ihrer Materialität und Formensprache. Denkmalgerechte Anpassungen sind möglich. Schutzumfang: Die Detaillierung des Schutzumfangs ist anhand eines konkreten Bau- oder Veräusserungsvorhabens mit dem Amt für Denkmalpflege sowie der Gemeinde zu definieren. Situationswert/Umgebung: Zu erhalten und zu pflegen ist die ortsbauliche Situation mit ihrer charakteristischen Umgebung, in welcher das wertvolle Objekt wirkt und wahrgenommen wird.
Nutzungsplanung und ISOS
Nutzungsplanung Ortsbildschutzzone, ÖREB-Kulturobjekt
Ortsbildinventar nach ISOS Umgebungszone II (a-Umgebung), Einzelelement 0.0.10 (Schützenswertes Einzelelement)
Daten Hinweisinventar und IDEGO
Koord. Ost 2750537 Koord. Nord 1264627
Heutige Nutzung Katholische Kirche
Ursp. Nutzung Kirche
Gebäudename Kath. Kirche St. Martin
Schutzstatus Schutz rechtskräftig
Aktuelle Einstufung besonders wertvoll, Ordentliche Revision 2008
Link zu den Einstufungskategorien
Erstes Inventar 1989
Passfoto
Passfoto 07/1-0027

Dateiname: 06_285_07.jpg

Inventar- und Schutzeinträge (ohne Gewähr auf Vollständigkeit)
Instanz Verzeichnis Eintrag Datum
Bund Kulturgüterinventar KGS A-Objekt 13.10.2021
Gemeinde Schutzplan Natur- und Kulturobjekte 10.09.2018
Baugeschichte, Beschreibung, Dokumentation
Bedeutende Kirchenanlage über den Fundamenten des römischen Kastellbades. Im Westen freistehender Turm (siehe Bahnhofstrasse 5), erbaut 1457, mit Turmaufsatz von 1895. Nach Osten spätbarockes Kirchenschiff von 1786/89, angefügt an das spätgotische Chorhaupt von 1490. Säulenhalle mit Hauptportal als Verbindung zwischen Kirche und Turm erstellt 1911.

Zur Baugeschichte: Die dokumentierte Geschichte der Pfarrei reicht bis in die Zeit des Heiligen Gallus zurück, der um 610 in Arbon von Priester Willimar aufgenommen wurde und ca. 650 in Arbon starb. Das Patrozinium des Heiligen Martin stammt aus fränkischer Zeit. Erster fassbarer Kirchenbau aus karolingischer Zeit um 800, ersetzt um 950. Mitte 12. Jahrhundert dreischiffige romanische Basilika, an welche 1490 der heute noch bestehende, spätgotische Chor angebaut wurde. Kirchenschiff neu erbaut in spätbarocken Formen 1786/89 durch den einheimischen Baumeister David Zuraich, nach Plänen des bischöflichen Baudirektors und Konstanzer Stadtbaumeisters Johann Ferdinand Bickel. Umgestaltung des Kirchenschiffs 1861-64 unter Johann Joachim Brenner (Dekorationsmalerei, bunte Chorfenster, drei neugotische Altäre aus der Wiler Werkstatt Müller). Aussen- und Innenrenovation 1911 (unter Mitwirkung des Künstlers Carl Roesch, Diessenhofen); Bau der abgewinkelten Säulenhalle als Verbindung zwischen Kirche und Turm durch das Arboner Architekturbüro Kellenberger & Wildermuth, wie auch des Hauptportals (Einfassung in Kunststein) und der Emporentreppe. Gesamtrenovation 1951-54 durch den St. Galler Architekten Hans Burkhard (Purifizierung von neugotischen Elementen; gleichzeitig qualitätsvolle Neugestaltung des Innenraums und Anbau einer Sakristei an den Chorraum). Innenrestaurierung 1986 (Arboner Architekturbüro Keller + Kappeler). 1997 Turmsanierung (Arboner Architekturbüro Plinio Haas).

Das breite, helle Kirchenschiff aus der Barockzeit wird dominiert von drei ungleich grossen Deckenspiegeln und von seitlichen Stichkappengewölben. Es endet an der Chorwand in einem eingezogenen und polygonal schliessenden Chorhaupt von spätgotischer Eleganz. Es dominieren das feine Rippengewölbe und die farbig verglasten Spitzbogenfenster mit Fischblasen-Masswerk und ähnlichen Formen. Das Gewölbe kulminiert in drei skulpierten und bunt bemalten Schlusssteinen von hervorragender Qualität, mit den Darstellungen von St. Martin, der Madonna mit Kind und des Wappens des damaligen Stadtammanns und Pfarrers Frick; es handelt sich wohl um Werke der Bauhütte um Erasmus Grasser aus München, damals tätig in Rorschach, Kloster Mariaberg. Ein vierter Schlussstein mit dem Antlitz Christi ist neben dem Chorraum eingemauert; das vierte Chorjoch war während der Bauarbeiten 1786 eingestürzt; seither ist der Chor nur noch dreijochig). An der rechten Chorseite Epitaph des Jakob Christoph Bechtlin (gestorben 1735).

Hochaltar auf fünfstufigem Treppenpodest, 1953 von Josef Eduard Büsser, St. Gallen; Tabernakel und Altarkreuz von Arnold Stockmann, Luzern; Kanzelfiguren von Albert Wider, Widnau. Bemerkenswerte Glasgemälde nach Entwürfen von August Wanner (St. Martin, flankiert von Gallus und Columban; Ausführung Andreas Kübele); gute Hintergrundtextilien über den Seitenaltären (Ausführung Eugenie Hagmann-Schiess). Über dem nördlichen Seitenaltar spätgotische Marienfigur, süddeutsch. Über dem südlichen Seitenaltar das wundertätige Gnadenkreuz von Arbon (Gekreuzigter spätes 14. Jahrhundert, der älteste geschnitzte Kruzifix im Thurgau; um 1770 mit reliquienbesetztem Silberschmiedekreuz hinterlegt). Achteckiger Taufstein mit Inschrift und Jahreszahl 1689.

Rückwärtige Empore mit Orgel von 1933 (Th. Kuhn, Männedorf); Orgelprospekt über die ganze Schiffbreite. Bedeutender Kirchenschatz, grösstenteils des frühen 18. Jahrhunderts.

Traditionsreiche Kirchenanlage mit hohen Leistungen aus verschiedensten Bauepochen, die zusammen ein bemerkenswertes Ganzes ergeben. Der Chor zählt zu den qualitätsvollsten spätgotischen Bauten im Thurgau. Kontrastwirkung zwischen hellem, spätbarockem Schiff und stimmungsvollem, dunkel gehaltenem Chorraum mit bunten Glasfenstern. Interessante Ausstattung der 1950er Jahre.

Dokumentation: Arbon. Hinweisinventar alter Bauten und Ortsbilder im Kanton Thurgau. Hg. Amt für Denkmalpflege (Kartei im Amt für Denkmalpflege mit zusätzlichen Fotos). Frauenfeld 1989. - Huber, Johannes. Kirchen und Kapellen in Arbon TG. Arbon 2000. S. 3ff., 11ff. - Geisser, Hans. Geschichten erzählen Geschichte. Ein Streifzug durch Arbons Vergangenheit. Arbon 2005. S. 65, 240f. - Müller, Ernst (Hg.). Der Thurgau in alten Ansichten. Frauenfeld 1992. Nr. 35ff., besonders 56. - Kulturschätze im Thurgau entdecken und erleben. Bearbeitet von Cornelia Stäheli. Fotos von Rolf A. Stähli. Frauenfeld 2003, S. 32. - Inventar der kirchlichen Kunst. Bearbeitet von Madeleine Ducret, Joachim Huber und Betty Sonnberger (Orgeln von Angelus Hux und Andreas Zwingli, Glocken von Hans Jürg Gnehm). Hg. von der Kommission für kirchliche Inventarisation. Frauenfeld 1999. (Exemplar im Amt für Denkmalpflege, Frauenfeld). - Die Schweizerische Baukunst 4/1912. S. 79-81. - Brem, H.J., Bürgi, J., Roth-Rubi, K. Arbon-Arbor Felix. Das spätrömische Kastell. Archäologie im Thurgau I. Frauenfeld 1992. S. 64. - Hux, Angelus/Troehler, Alexander. KlangRäume. Kirchen und Orgeln im Thurgau. Frauenfeld 2007. S. 482/83. - Amt für Denkmalpflege, Budget-Berichte 1991, S. 19f. - Hux, Angelus / Troehler, Alexander. KlangRäume. Kirchen und Orgeln im Thurgau. Frauenfeld 2007, S. 70-73. - modern bauen. Thurgauer Nachkriegsmoderne 1940-1980. Denkmalpflege im Thurgau 17. Basel 2015, S. 162-163. - Ducret, Madeleine et al. (Hg.). Schätze des Glaubens. Kostbarkeiten aus dem Besitz der thurgauischen Kirchgemeinden. Frauenfeld 1999, S. 102, 150, 160, 224f, 567, 598. - Kirchenbau 1869-2019. 150 Jahre Landeskirchen im Kanton Thurgau. Denkmalpflege im Thurgau 21. Basel 2019, S. 52. - Licht- und Farbenzauber. Glasmalerei im Thurgau. Denkmalpflege im Thurgau 23. Basel 2022, S. 173-175. - Keller, Sarah u. Kaufmann, Katrin. Die Glasmalereien vom Mittelalter bis 1930 im Kanton Thurgau. Corpus vitrearum, Schweiz Reihe Neuzeit, Bd. 8. Berlin 2022, S. 51. - Blust, Rolf. 150 Jahre Pfarrei Steinebrunn (1872-2022), 100 Jahre Kirchenbau auf Winzelnberg (1922-2022). Steinebrunn 2022, S. 39.
Brandkataster

Brandkataster nicht erhoben

Weitere Fotos
Altes Passfoto 07/1-0027
Dateiname: 87_260_08.jpg; Fotoart: Altes Passfoto
Amt für Denkmalpflege des Kantons Thurgau