Hinweisinventar Bauten

Daten Amtliche Vermessung
Gemeinde Ermatingen
Ortsgemeinde 1970 Ermatingen
Siedlung Ermatingen
Flurnamengebiet Dorf
Namenbuch Dorf, Underdorf, Spatzehof, Hogarte, Chälhof, Muesegg, Stooremätteli
Strasse Fruthwilerstrasse 2
Assek-Nr. 20/1-0065
Parzelle 1876
Schutzziele
Schutzziele
Nutzungsplanung und ISOS
Nutzungsplanung Dorfzone 2, Quartierplan, ÖREB-Kulturobjekt
Ortsbildinventar nach ISOS Gebiet 1 (A-Gebiet), Einzelelement 1.0.1 (Schützenswertes Einzelelement)
Daten Hinweisinventar
Koord. Ost 2723245 Koord. Nord 1281118
Heutige Nutzung Restaurant
Ursp. Nutzung
Gebäudename Adler
Schutzstatus Schutz rechtskräftig
Aktuelle Einstufung besonders wertvoll, Ordentliche Revision 2008
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Erstes Inventar 1987
Passfoto
Passfoto 20/1-0065

Dateiname: 08_233_22.jpg

Inventar- und Schutzeinträge (ohne Gewähr auf Vollständigkeit)
Instanz Verzeichnis Eintrag Datum
Gemeinde Schutzplan Kulturobjekte 28.05.2015
Bund Kulturgüterinventar KGS A-Objekt 27.11.2009
Baugeschichte, Beschreibung, Dokumentation
Das Gasthaus "Adler" ist eine der bedeutendsten historischen Gaststätten des Thurgaus. Angeblich im Reichenauer Urbar von 1270 erwähnt, wahrscheinlich 1499 abgebrannt und in den folgenden Jahren wiedererrichtet. Angeblich 1504 in einer Urkunde erwähnt. Erste sichere Erwähnung 1684: Hans Kaspar Ammann, Adlerwirt. Ab etwa 1820 wichtiger Treffpunkt von Gästen im Umkreis der Napoleoniden auf Arenenberg und den umliegenden Herrschaftssitzen. Wahrscheinlich 1875 Anbau mit Saal auf der Südseite (dabei Abbruch des dort gelegenen Hauses "Zum Klösterli"). Um 1900-1914 Blütezeit als Parkhotel mit Dependance (Haus "Seefeld") und Aussenstationen (Wolfsberg und Hard). 1925/26 Freilegung des Fachwerks, Fassadenbemalung durch José Sanz y Arizmendi (*1885, +1929) und Anbringung eines Aushängerschildes aus den Beständen des Schweizerischen Landesmuseums; 1905-1950 Zeit der Wirtin und Soldatenmutter Elise Heer; Gäste u.a. Thomas Mann, Alfred Neumann, Carl J. Burckhardt. 1963/64 eingreifende Renovation unter Leitung von Architekt Georg Felber (Auskernung grosser Teile, Neuinstallationen, Neugestaltung von Parterre und 1. Stock). 1980/81 Restaurierung Fassaden mit Konservierung der Wandmalereien. 1992 Ersatzbau Scheune.

Mächtiges dreigeschossiges Fachwerkhaus, giebelständig zum See an der Hauptstrasse gelegen. Der gestreckte Baukörper lässt ostseitig gut die Unterteilung in den Kernbau und den südseitigen Saalanbau von 1875 (?) erkennen. Die beiden unteren Geschosse des Kernbaus sind verputzt, das oberste Geschoss und der seeseitige Giebel mit einem dichten Fachwerk in den Formen des späten 17. oder des 18. Jh. belegt. Zwischen dem erhöhten Erdgeschoss und dem 1. Obergeschoss Wandmalereien von Arizmendi: strassenseitig Hochzeitsgesellschaft mit Ermatinger Porträtköpfen, ostseitig Netzfischer (sog. Segifischer) und Wappen Ermatingens zwischen Schildhaltern, über dem Eingang Doppeladler.

Malereien 2009 restauriert mit Beiträgen des Amtes für Denkmalpflege.

Inneres: Schützenstube des Thurgauischen Kantonalschützenvereins; Ausstattung aus den Beständen des Vereins, früher in Weinfelden; u.a. Ermatinger Schützenfahne von 1850 und etliche Exponate, die an den Vereinsgründer Hartmann Friedrich Ammann und an Louis Napoleon, den späteren Kaiser Napoleon III., erinnern. Saal 18. Jahrhundert. im Obergeschoss (sog. Napoleonzimmer): Der Raum hat eine Tannenholztäferung des späten 17. Jahrhunderts. mit Rundbogenfeldern zwischen Pilastern und einfachem Würfelfries, darüber eine Zone mit barocken Inschriftfeldern. Die Bemalung, vor allem die Marmorierung der Pilaster und die Landschaftenserie in den Täferfeldern, kamen später dazu. Letztere besteht aus zwölf zügig hingemalten Rokokorahmen mit schematischen Unterseelandschaften. Die Ufer sind spärlich von Hirten, Jägern und Wanderern bevölkert. Auf den Landzungen und Anhöhen stehen Burgen und Schlösser (u. a. Castell oder Sandegg, Wolfsberg oder Arenenberg, Freudenfels, Gottlieben) sowie Dörfer und Städtchen (u. a. Ermatingen und Steckborn). In das Vierpass-Milieu der Kassettendecke ist die Szene mit der Opferung Isaaks durch Abraham gemalt. Die schematischen, teils naiv anmutenden Szenen entstanden im ausgehenden 18. Jahrhundert. Sie gleichen entfernt den Malereien im Kehlhof, sind jedoch stilistisch um Jahrzehnte jünger und kompositorisch wie ikonographisch einfacher. Keller unter dem strassenseitigen Kernbau mit regelmässig geschichtetem Feldsteinmauerwerk (mittelalterlich?) und mächtigen Eichenstützen, eine davon in den Formen des 16./17. Jahrhunderts.

Dokumentation: Amt für Denkmalpflege, Archiv (Dokumentationen), Fotoarchiv, Budget-Berichte 1987, S. 125f. - Kulturschätze im Thurgau entdecken und erleben. Bearbeitet von Cornelia Stäheli. Fotos von Rolf A. Stähli. Frauenfeld 2003, S. 81. - Debrunner, Albert. Literaturführer Thurgau. Frauenfeld 2008, S.42. - Max Burkhardt. Vom Dekorationsmaler zum Fotograf. Denkmalpflege im Thurgau 12. Frauenfeld 2010, S. 147. - Abegg, Regine/Erni, Peter/Raimann, Alfons. Die Kunstdenkmäler des Kantons Thurgau. Band 8: Rund um Kreuzlingen. Bern 2014, S. 127-129. - Hux, Angelus. Sie schickten Frauenfeld in alle Welt. Die Fotografen und Kartenverleger Carl und Gottwalt Walder. Frauenfeld 2018, S. 179. - Bosshard Arnold, Funk Peter und Raimann Alfons. Ermatingen und Triboltingen TG. Schweizerische Kunstführer. Hg. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte. Bern 1988, S. 12-14.
Brandkataster

                    
Weitere Fotos
Altes Passfoto 20/1-0065
Dateiname: 85_327_23.jpg
Fotoart: Altes Passfoto
Amt für Denkmalpflege des Kantons Thurgau