Schulhaus. 1907 Einweihung. Architektur: Brenner und Stutz.
Massiger, zweigeschossiger Kreuzgiebelbau, in dem die strengen wohnhygienischen Postulate im Schulhausbau der Jahrhundertwende in einer guten architektonischen Leistung mit der zeitgenössischen Vorliebe für die malerische Wirkung verschiedener Bauformen verbunden werden. Der zweigeschossige Unterbau ist regelmässig befenstert, wobei diese Regelmässigkeit in reizvollem Kontrast zu der betont unregelmässigen Schichtung und Abtreppung der Steinquader in der Sockelzone und in der Fenstergewandung steht. Der zweistöckige Giebelaufbau ist gegenüber dem Unterbau achsial verschoben und nimmt mit dem starken Vorkrag des oberen Giebelfeldes, mit dem steilen Krüppelwalmdach und mit dem Fensterwagen unter der Traufe des Krüppelwalmschildes Formen des mittelalterlichen deutschen Fachwerkbaus auf. Ein polygonaler Erker mit mehrfach geschweifter Haube über der von Rundbogen geöffneten Vorhalle gehört ebenfalls zum Bild dieser sehr kombinationsfreudigen Architektur. Bemerkenswert ist die malerische Kontrastierung der verschiedenen Materialien und Bauformen: Weiss der getünchten Wände, Grau der Sandsteine, Rot der Fachwerkteile.
Insgesamt ein beachtenswerter Schulhausbau, der am östlichen Ortseingang von Dozwil einen eigenwilligen Akzent setzt.
Zeitgenössische Urteile aus der Bodensee-Zeitung: 'In vornehmer Einfachheit, ohne barockes Schnörkelwerk, in bewusst stolzer Linienführung, in glücklich getroffener Harmonie von Ober- und Unterbau präsentiert sich das umfangreiche Gebäude von allen Seiten höchst vorteilhaft, massig und wuchtig, ein vornehm altdeutsches Herrenhaus' (7. September 1907).'Eine wohlige Vornehmheit, die gleichwohl sich nicht ins Luxeriöse versteigt, macht sich im Innern geltend, sowohl in den Lehrsälen wie auch in den Lehrerwohnungen. Die Schulhygiene wurde hier glänzend berücksichtigt' (12. September 1907).
Dokumentation: Kulturschätze im Thurgau entdecken und erleben. Bearbeitet von Cornelia Stäheli. Fotos von Rolf A. Stähli. Frauenfeld 2003, S.76. - Wepfer, Hans-Ulrich. Postkartenschöner Thurgau. Frauenfeld 1981, S. 27. - Güntert, Gabriela. Sie bauten den Thurgau: Die Architekten Brenner. Denkmalpflege im Thurgau 6. Frauenfeld 2004. Nr. 231. - Die Alte Thurbrücke von Bischofszell und ihre Instandsetzung 1999-2006. Denkmalpflege im Thurgau 9. Frauenfeld 2007. S. 102-103. - Debrunner, Albert. Literaturführer Thurgau. Frauenfeld 2008, S.91. - Bauen im Thurgau. Architekturlandschaft des 20. Jahrhunderts. Hrsg. vom Hochbauamt des Kantons Thurgau, Sulgen/Zürich 2003. S. 14/15.
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