Das Aufnahmegebäude für die Papiermaschine PM 1 stellt den wichtigsten jüngeren Erweiterungsbau des Laagerschen Papierunternehmens im Brühl dar.
Langgestreckte Beton-Jochkonstruktion unter geringfügig geneigtem Giebeldach; die durchgehende, niedrige Flachdacherweiterung auf der Nordwestseite diente als Rollenlager.
Sämtliche Putzfassaden sind mit hohen, sprossengegliederten Fenstern versehen (20 x vier Fensterachsen); zwischen den Fenstern zeigen die Traufseiten lisenenartig vortretende, nach oben gestuft auskragende Bauelemente, denen eine tragende Funktion zukommt; feine, farblich abgesetzte Dachgesimse; eigenwillig geformter Ventilations- bzw. Entnebelungsschacht.
Das Gebäudeinnere, eine säulenlose Halle, birgt die riesige, 37 Meter lange und 223'000 Kilo schwere Papiermaschine (PM 1), deren Flanke die Bezeichnung "No 353 J.M. Voith Heidenheim 1928" trägt; am 11. Februar 1929 konnte die Maschine in Betrieb gesetzt werden. Als älteste erhaltene Papiermaschine dieser Art in der Schweiz stellt sie ein Kulturgut von nationaler Bedeutung dar.
Die erstaunlich modern anmutende Fabrikarchitektur von Brenner & Stutz, Frauenfeld scheint eine etwas kantigere und den kleinstädtischen Verhältnissen angepasste Variante der von Peter Behrens für die AEG 1909 in Berlin erbauten Turbinenfabrik zu sein.
Dokumentation: Amt für Denkmalpflege, Budget-Berichte 1998, S. 25f. - Bärtschi, Hans-Peter. Industriekultur in der Ostschweiz und im Fürstentum Lichtenstein. Unterwegs zu 333 Schauplätzen des produktiven Schaffens in den Kantonen Schaffhausen [, Thurgau], St. Gallen, Appenzell Inner und Ausserrhoden und im Fürstentum Lichtenstein. Informationsplattform für schützenswerte Industriekulturgüter der Schweiz (ISIS), ein Projekt der Schweizerischen Gesellschaft für Technikgeschichte und Industriekultur (SGTI) und der Firma Arias-Industriekultur. Zürich 2012, S. 188. - Favero, Romeo u. Raimann, Alfons. Wasserkraftanlagen im Kanton Thurgau. Teilinventar. Frauenfeld 2007, S. 15. - Bauen im Thurgau. Architekturlandschaft des 20. Jahrhunderts. Hg. vom Hochbauamt des Kantons Thurgau, Sulgen/Zürich 2003. S. 130. - Boltshauser, Roger (Hg.) / Maillard, Nadja (Hg.) / Veillon, Cyril (Hg.). Pisé - Stampflehm. Tradition und Potenzial. Zürich 2019, S. 140-145. K. Ro. Ein halbes Jahrhundert Carton- und Papierfabrik Bischofszell. In: Thurgauer Jahrbuch 1938. Huber & Co. Aktiengesellschaft. Frauenfeld 1938, S. 67-72. - Laager, Victor. 65 Jahre Bischofszeller Handpappen-Fabrikation. Bischofszell 1953, S. 2. Laager, Victor. Aus der Geschichte der Bischofszeller Papierfabrik. Bischofszell, 1972. - Brandkataster Staatsarchiv TG.
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