Katholische Pfarrkirche. Dominiert den Winzelnberg. 1922 Grundsteinlegung. Einweihung 1925. Architekt Albert Rimli aus Frauenfeld. Altäre und Stationsbildwerke von Holzbildhauer Stufleser (? siehe Nachtrag).
Schiffkörper mit steilem an der Ostseite abgewalmtem Giebeldach und mit spitzbogigen Fensteröffnungen. An der Westseite eine gestelzte Rundapsis. Der Turm in die Südwestecke zwischen Apsis und Schiff eingestellt. Die äussere Gestaltung des Baus rechnet offensichtlich mit der optischen Fernwirkung: grober Besenwurf, wenige aber harte Kontraste zwischen den weissen Verputzflächen und den rustizierenden Hausteinteilen. An der Ostseite überdachter Eingang und Pfarrhausbau. Dadurch sehr gute Vorplatzbildung. Ausgesuchte Bepflanzung mit Pappeln, welche die Hügelsilhouette stark rhytmisieren. Im Innern tonnenüberwölbtes Schiff mit seitlichen Arkaden, die von prachtvollen Doppelsäulen unterfangen sind und den Raum nischenartig ausweiten. Rundapsis mit zwei Fenstern. Prinzip der indirekten Lichtführung: Besucher sieht die Fenster nur zum Teil. Viel intensiver wirken auf ihn die Lichtspiegelungen an den Bogenleibungen der Arkaden. Die vorallem in Brauntönen gehaltene Ausmalung umspielt und akzentuiert die hervorragende Raumschöpfung in fein nuancierter Abstimmung. Ein goldigbrauner Gesamtkolorit weitet die Architektur aus und umgibt die an und für sich klar definierten Raumschalen mit einer stimmungsmässig sehr dichten dämmerartigen Hülle. Dieser innige Zusammenhang zwischen Architektur und Kolorit schafft in der Kirche Winzelnberg eine bemerkenswerte, schwer zu definierende Raumstimmung, die nicht zuletzt durch den Kontrast zu der hellen und abwechslungsreichen Farbpalette der Umgebung (Vorplatz, Riegelmuster des Pfarrhauses, helle Kirchenaussenwand, Grün der Bepflanzungen und der Wiesen) eine eigenartige und zur Bauzeit wohl bewusst angestrebte Faszination ausüben kann. Die prachtvolle Holzausstattung (Altäre, Stationen) erinnert an die grossen handwerklichen Traditionen vergangener Stilepochen. Sie entspringt vermutlich einer letzten Blütezeit solcher Tradition: zum Zeitpunkt ihres Entstehens setzt nämlich bereits die industrielle Fertigung von Ausstattungsgegenständen auf breiter Basis ein.
Nachtrag:
Im Jahre 1923 erhielt das Kircheninnere seinen künstlerischen Schmuck. Der Plattenbelag aus Kunststein wurde an Haug in Staad bei Rorschach vergeben. Die Gossauer Firma Bubenhofer und Eisele, spezialisiert auf Vergoldung, Kirchenmalerei und Stuckaturen, erhielt die Gipserarbeit und dekorierte die Oberflächen, während ihr Mitarbeiter I. Bezak die beiden Deckengemälde ausführte. Hochaltar und Seitenaltäre sowie Kanzel und Kreuzwegstationen schuf Christian Mahlknecht in St. Ulrich-Gröden (Tirol), die farbigen Fenster stammen von Lütz und Elmpt aus Emmishofen (Budget-Bericht 1994).
Restauriert mit Beiträgen der Denkmalpflege 1994/95.
Dokumentation: Hux, Angelus/Troehler, Alexander. KlangRäume. Kirchen und Orgeln im Thurgau. Frauenfeld 2007, S. 438/439. - Amt für Denkmalpflege, Budget-Berichte 1990, S. 8f., 1996, S. 27f. - Ducret, Madeleine et al. (Hg.). Schätze des Glaubens. Kostbarkeiten aus dem Besitz der thurgauischen Kirchgemeinden. Frauenfeld 1999, S. 100. - Ducret, Madeleine et al. (Hg.). Schätze des Glaubens. Kostbarkeiten aus dem Besitz der thurgauischen Kirchgemeinden. Frauenfeld 1999, S. 570, 601. - Kirchenbau 1869-2019. 150 Jahre Landeskirchen im Kanton Thurgau. Denkmalpflege im Thurgau 21. Basel 2019, S. 27. - Blust, Rolf. 150 Jahre Pfarrei Steinebrunn (1872-2022), 100 Jahre Kirchenbau auf Winzelnberg (1922-2022). - Steinebrunn, 2022. - Wenk, Paul. 100 Jahre Gallus-Pfarrei Steinebrunn. Festschrift zur Jubiläums-Feier 1872-1972. Egnach 1972. - Knoepfli, Albert. Geglückte Innenrestaurierung der St. Galluskapelle in Seinebrunn. Thurgauer Volkszeitung, Bischofszeller Nachrichten. Nr. 217 (1965). - Rundgang im Egnach 1898 bis 1935. Verkehrs- und Verschönerungsverein Egnach. Egnach 1991. - Koch, Walter. 68 Höfe, Weiler und Dörfer der Gemeinde Egnach. Verkehrs- und Verschönerungsverein Egnach. Egnach 1996, S. 103. - Alte Ansichten von Egnach. Ausstellungskatalog. Kulturklub Wanderbühne Egnach. Neukirch 2024, S. 30-34. - Die Einheitsgemeinde Egnach. unsere Heimat. Hg. Gemeinderat Egnach. Egnach 1987, S. 11.
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